Mit Ayurveda die Abwehrkräfte stärken

IMMUNITÄT AUS AYURVEDISCHER SICHT

Der Winter ist da und mit ihm die üblichen Wetterlagen: Kälte, Regen oder Schnee, stürmische Winde und wenig Licht. Viele Menschen leiden unter Erkältungen mit Halsschmerzen, Schnupfen, Kopfschmerzen und allgemeiner Mattigkeit. Um dies zu vermeiden, hilft ein starkes Immunsystem.

Unser Immunsystem trägt eine große Verantwortung. Da wir in einer belebten Umwelt ständig unterschiedlichsten Reizen ausgesetzt sind, ist eine starke Immunabwehr überlebenswichtig. Das Immunsystem wacht über unsere Gesundheit, unterscheidet harmlose von gefährlichen Reizen, schützt uns vor dem Eindringen von Mikroorganismen bzw. Erregern, entscheidet über Toleranz und Angriff und erkennt Tumorzellen und zerstört diese.

Im Ayurveda wurden bereits vor über 2.000 Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Steigerung der Immunabwehr beschrieben. Das oberste Ziel des Ayurveda ist AYUS, die Langlebigkeit bei bestmöglicher körperlicher und geistiger Gesundheit. Um dieses Ziel zu erreichen, benötigen wir die Kraft (Bala) und die Essenz eines perfekten Stoffwechsels (Ojas). Beide Faktoren sind zentrale Säulen eines starken Immunsystems.

Beide, Ojas, als feinstes Produkt unseres Stoffwechsels, und Bala, die Kapazität der Gewebe zu wachsen sowie Stress und Krankheiten zu widerstehen, sind einerseits konstitutionell angeboren und andererseits individuell erworben und somit beeinflussbar. Hier setzen die ayurvedischen Präventions- und Heilkonzepte an.

Natürlich sieht der Ayurveda den Menschen als untrennbare Einheit von Körper, Geist (Psyche) und Seele. Keine Störung geschieht nur auf einer Ebene und so braucht die Stärkung der Immunität alle drei Ebenen.

 

MÖGLICHE URSACHEN DER INFEKTIONSANFÄLLIGKEIT

Ungleichgewicht der drei Doshas; - im Winter sind hier besonders Vata
(Luft, Äther) und Kapha (Elemente Erde und Wasser) involviert. Kapha  bestimmt maßgeblich unsere Immunität. Durch das feuchte und kalte Wetter kann Kapha im Körper im Rahmen einer Überernährung ansteigen, was z.B. Atemwegsinfektionen zur Folge haben kann.

Durch Ungleichgewicht bei Pitta-Konstitutionen (Feuer; Hitze) kann es zu Infektionen oder Allergien der Haut sowie zu entzündlichen Prozessen kommen.

Ungleichgewicht im Vata-Dosha, hergerufen durch falsche Ess- und Lebensweise, übermäßiges Denken und Reden, schlechte Schlafgewohnheiten, und Überlastung durch psychische Probleme, erhöht das Dosha. Ergebnisse der neueren Psychoneuro-Immunologie bestätigen, dass Faktoren wie Schlafmangel, Veränderung des natürlichen Tagesrhythmus, Rauchen, Multitasking und schnelles Essen Vata verstärken und das Immunsystem negativ beeinflussen.

 

SCHWACHES AGNI

AGNI (Feuer) ist im Hinblick auf die Verdauung als das Element zu verstehen, welches die Temperatur regelt und die Verdauung lenkt (Verdauungsfeuer). Dazu gehören die Assimilation der Nahrung und deren Umwandlung sowie die Produktion von gesundem Gewebe und der Immunkraft. Funktioniert das Agni nur wenig, kann die Nahrung nicht richtig verdaut werden und kreiert Stoffwechselgifte (Ama), die sich im Körper ansammeln. Dies führt zu einer behinderten Eigenregulation des Gewebes. Gleichzeitig ist das Auftreten von Ama auch ein Kennzeichen einer schlechten Verdauung. Es kommt zu einer Zunahme des Kapha-Anteils im Körper, und damit zu einer Schwächung des Immunsystems.

 

THERAPEUTISCHE MASSNAHMEN

Morgenroutine:

Heißes Wasser, eventuell mit Ingwer. Dies ist die einfachste Maßnahme, regelmäßig morgens eine Tasse heißes Ingwerwasser trinken.


Ernährung:

Die Ernährung der kalten Winterzeit anpassen. Ganz allgemein sollten alle Getränke und Mahlzeiten warm eingenommen werden und Kaltes in jeder Form gemieden werden.


Bei Infekten der Luftwege und Verschleimung:

Es sollte Kapha reduziert werden, d.h. besonders abends auf Milchprodukte zu verzichten. Allerdings hilft warme Milch, wenn sie abgekühlt ist, mit Honig, Gelbwurz und Ingwer angereichert (goldene Milch), bei Erkältung und Verschleimung. Zur Stärkung der Schleimhäute oder bei wiederkehrenden Infekten der Atemwege hilft Pippali (langer Pfeffer) und Vasa (Adhatoda vasika).


Lebensstil:

Wichtige Elemente zur Immunstärkung sind die Förderung eines gesunden Schlafes, das Erlernen bewusster Atemtechniken, die tägliche Bewegung zum Ausgleich unseres überwiegend sitzenden Lebensstils, der gesunde Umgang mit analogen und digitalen Sinnesreizen und die Entwicklung eines zuträglichen Rhythmus ohne Zeitdruck und Überforderung.


 

DEN GEIST GESUND ERHALTEN

Das Konzept von unverdauten Stoffwechselrückständen (Ama), die den Körper mit Altlasten verschlacken, gibt es im Ayurveda nicht nur auf struktureller Ebene. Auch auf der psychischen Ebene können uns negative Emotionen, Stress, Zeitdruck und Überreizung der Sinnesorgane sowie Trauer oder traumatische Erlebnisse blockieren und das mentale Gleichgewicht gefährden.

In diesem Sinne lässt sich das ayurvedische Konzept von Ama auf den Geist übertragen. Werden wir von übermäßigen Emotionen überwältigt oder sind wir von unverdauten Erinnerungen und Gefühlen aus der Vergangenheit belastet, so lagern sich diese auf der subtilen Ebene im Organismus ab. So wie unser Körper von drei Doshas regiert wird, so bestimmen auch drei geistige Kräfte über mentale Gesundheit oder Krankheit.

Die sogenannten GUNAS werden auch als „Dosha des Geistes“ bezeichnet und bestimmen mit ihren Ausprägungen die emotionalen und intellektuellen Qualitäten, Interessen, Schwächen und Stärken unserer Psyche. Eine Stärkung des Geistes beruht aus ayurvedischer Sicht immer auf einem Ungleichgewicht der drei Gunas. Dabei werden Rajas und Tamas als negative Attribute betrachtet, die den Geist destabilisieren und schwächen, während Sattva die Psyche stärkt.

Die Energie von Rajas steht für das Prinzip der Aktivität des Geistes, bewirkt Veränderung, kann uns aber auch vortäuschen, Glück entstehe durch äußerliches Vergnügen. Starkes Rajas verursacht Hyperaktivität, Aggressivität, Zwanghaftigkeit, Abhängigkeit, Unzuverlässigkeit, Eitelkeit, manipulatives oder materialistisches Verhalten.

Tamas-Energie stabilisiert die Psyche und bewirkt eine Nicht Aktivität des Geistes. Eigenschaften von zu viel Tamas sind zum Beispiel Depression, Destruktivität, Trägheit, Lethargie.

Sattva dagegen hat die Fähigkeit, die Störfaktoren, welche durch ein Übermaß an Rajas oder Tamas entstehen, auszugleichen und damit die Psyche zu stabilisieren und zu stärken.

Unabhängig davon, welches Dosha in Ihrer Konstitution dominiert, sollten Sie sich stets bemühen, Sattva zu erhöhen, um den Geist gesund zu erhalten. Positives Denken und Meditation bauen Rajas und Tamas ab, erhöhen Sattva, beruhigen den Geist und bauen ihn auf.

Wir können also unser Immunsystem körperlich und geistig täglich schützen und unterstützen. Eine bewusste und achtsame Lebensführung steigert unsere Widerstandsfähigkeit. Mentales Training und körper- orientierte Präventionsmaßnahmen (z.B. Yoga) halten uns gesund.

Fördern Sie Ihr Immunsystem und bleiben Sie gesund.